4x4 Philosophie Pur
KIERKEGAARD - NIETZSCHE - HEIDEGGER - HÖLDERLIN
Eine Lesungsreihe in 16 Abenden - mit Brot und Wein
FEBRUAR - NOVEMBER 2005 - Atelier7, Wien & Minoriten-Kulturzentrum, Graz
NOVEMBER 2011 - OKTOBER 2012 - Philosophicum, Basel
Ö1 - Bericht: "Moment - Leben heute" 08'54 min
Wenn Sie sich als Veranstalter für die Reihe oder Teile davon interessieren, bitte ich um Kontaktaufnahme
Sehr geehrte Menschen,
ich lade dazu ein, vier Philosophen in einer subjektiv und sinnlich kuratierten Gedankenausstellung
nur von ihrem originalen Klang zu erleben: Was Sekundärliteratur, mediale Vermittlung, Internet,
usw. nicht vermögen, wird in diesen 16 Abenden erlebbar zu hören sein: Der Klang und die Sprache
des Originals, ohne Kommentar, Erklärung und Interpretation - bei Brot und Wein.
Kommen freut!
Alexander Tschernek
"Wer jung ist, soll nicht zögern zu philosophieren und wer alt ist, soll nicht
müde werden im Philosophieren. Denn für keinen ist es zu früh und für
keinen zu spät, sich um die Gesundheit der Seele zu kümmern."
Epikur
Konzept
α
Eine Lesungsreihe philosophischer Originaltexte - Tore öffnen in Gedankenländer, die uns so fremd nicht sein müssen. Einen Raum für Vermittlung von Erkenntnisfreuden schaffen, einen Denk-Ort, an dem sich konzentriertes Zuhören entfalten kann.
β
Wer Ohren hat, der höre - moralisch, aber wahr. Was passiert eigentlich mit dem Klang, dem Wort, den Gedanken, die ins Ohr eintreten? Was verstehe ich dann, wie verstehe ich dann? Im Gegensatz zur Lektüre.
γ
Vor philosophischen Texten schrecken wir im allgemeinen zurück, zu kompliziert, zu viel Denken ... Dieser Schrecken ist zum Teil berechtigt. Die Philosophie führt in der heutigen Gesellschaft ein Nischendasein, insofern sie sich am Rande der Verständlichkeit bewegt und zu einer immer kleiner werdenden Elite spricht. Jedoch Gedankenfolgen sind Himmelsleitern, können es sein. Und immer war es Anliegen der Philosophen, die Tiefe der Welt zu ergründen und damit, in Anbetracht der unbezwingbaren Sehnsucht nach Erkenntnis, das Sein des Menschen. Der Geist ist da, träumend im Menschen.
δ
Philosophie ist hörbar. Philosophie wird hörbar. Philosophie ist die Musik der Ideen. Gedanken zu lauschen ist der erste Schritt, um Gedanken zu verstehen - und überhaupt: was heißt schon verstehen? Das Verstehen ist der mitunter unglückselige Drang, etwas wissen zu wollen, wobei es einem ergehen kann wie Georg Christoph Lichtenberg: "es vernünftelte mich ganz aus meiner Vernunft heraus." Füglich jedoch werden die Worte im Zwischenton der Weisheit, als gesagtes Lied ... Im Anfang war das Wort und die Welt ist Klang. Auch Gedanken sind Töne, die wir nicht festhalten können.
ε
Die neue Kunst wird gepflanzt. Es geht nicht ohne das Wort: neu. Es ruft zur Frische auf, zum Morgenbad für den ein oder anderen (veralteten, verhärmten) Gedanken von vorgestern oder gerade eben. Neu ist immer nur die Gegenwart - die Vergangenheit und die Zukunft bleiben, was sie waren und sind: bekannt wie unbekannt.
ζ
Der augenblickliche Stand des Irrtums wird reflektiert im Rahmen einer Philosophischen Performance im Permanenten Provisorium. Die Texte der Philosophen werden zu Gehör gebracht - die Ohren werden mehr hören, als das Auge zu sehen bekommen wird. Die Stimme des Sprechers kreiert den Raum, den Denk-Ort. Das werte Publikum co-komponiert den Vortrag durch seine Anwesenheit.
Alexander Tschernek
Wien, Herbst 2004
PROGRAMM
KIERKEGAARD
- "Dir geschehe wie du glaubst"ABEND I
VORWORTE
Unterhaltungslektüre für einzelne Stände je nach Zeit und Gelegenheit / was sich zeigen wird ahnen / ich bin niemals weiter
gekommen als bis zu einem einleitenden Paragraphen / nichts ist so verkehrt, dass es nicht für irgendwen gut wäre,
und nichts so gut, dass es nicht für irgendwen verkehrt wäre / vermittelst der Vermittlung ist jedermann imstande,
unbedingte und unsterbliche Bedeutung zu gewinnen im Verhältnis zu der bisher zurückgelegten Weltgeschichte /
man spürt eine Verantwortung... / Mitleiden haben zu können mit den Schwachheiten
der Menschen sei das wahre Erkenntnisprinzip / jeden Lufthauch der Zeit für einen Wink der Weltenlenkung halten
ABEND II
VORWORTE
die Schwierigkeit im Allgemeinen / dass Schwachheit Glück damit haben kann, auszuführen, was die Kraft nicht
meisterte / der Zweifel wird nicht im System überwunden, sondern im Leben / der eine dient der Philosophie mit seiner Weisheit,
der andere mit seiner Dummheit / meine Liebe zur Philosophie ist nicht so glücklich, dass ich tollkühne
Experimente wagen dürfte / meine Erwartung ist, dass meine Absicht ihr Ziel erreichen wird / Gewinnen durch
Verlieren / man verlange nicht von mir, dass ich andern erkläre, was ich selbst nicht begreife / wenn der Philosoph
durch seine Philosophie selig wird, so ist dies eine zufällige Seligkeit / ich belohne mit dem Kuss der Idee /
die stille Behausung der Philosophie umfrieden, auf dass der Welt Lärm und Mühsal nicht störend dahin dringe
ABEND III
DIE KRANKHEIT ZUM TODE
Augen voller Klarheit in alle deine Wahrheit / eine christliche psychologische Erörterung zur
Erbauung und Erweckung / der Mut, den der natürliche Mensch nicht kennt / die Krankheit zum Tode ist
Verzweiflung / das gar Seltene, dass einer nicht verzweifelt ist /
der Zustand des Menschen als Geist betrachtet / Glauben heißt eben den Verstand
verlieren, um Gott zu gewinnen / in einem Irrtum zu sein, ist dasjenige, was die Menschen am
wenigsten fürchten / warum ist es in der Welt Augen gefährlich, etwas zu wagen? / Verzweiflung
gesehen unter der Bestimmung Möglichkeit - Notwendigkeit / man kann in der Möglichkeit auf alle möglichen Weisen sich
verlaufen / das Entscheidende ist: alles ist möglich bei Gott / Glauben heisst den Verstand verlieren,
um Gott zu gewinnen / Beten ist auch ein Atmen / geistlos triumphiert die Spiessbürgerlichkeit
ABEND IV
DIE SOKRATISCHE DEFINITION VON SÜNDE
Dir geschehe, wie du glaubst / die Lehre von der Versöhnung / Einweihung in alle Heimlichkeiten der Ironie /
Glauben ist Sein / in des Geistes Leben ist kein Stillstand, alles ist Aktualität, Tathaftigkeit /
wie erklärt das Christentum das Unbegreifliche? / ich bin bereit zuzugeben, wie ferne ich der Vollkommenheit bin
DAS UNGLÜCK DER CHRISTENHEIT
aller Saft und alle Kraft wurde aus dem Christentum herausdestilliert / die Christenheit hat das
Christentum abgeschafft, ohne es selbst richtig zu entdecken; die Folge ist, dass man versuchen
muss, das Christentum wieder in die Christenheit einzuführen, wenn etwas geschehen soll
ERBAULICHE REDEN - WIDER FEIGHEIT
der Entschluß ist Erwachen zum Ewigen / das Heilsame am Fassen eines Entschlusses / der Täuschung abschwören /
man kriecht ehedem man gehen lernt / Überfluss an Vorsatz haben und Armut an Handlung /
das Gefängnis geräumig wie die weite Welt / die göttliche Gerechtigkeit ist dem Schuldigen
behilflich mit dem Gedächtnis der Ewigkeit / mit der Feigheit muss etwas verkehrt sein /
Einsamkeit als Blendwerk / die Feigheit ist nicht laut und lärmend, sondern still und schwül / heute noch
NIETZSCHE
- "Ich bin ein froher Botschafter"ABEND I
GEDICHTE & SELBSTDARSTELLUNGEN
denn alle Lust will Ewigkeit / aber was ist Unglück? / daß nur das Herz glücklich machen kann / wenn das Höhere
kommt / in immer mehr Tiefe und Höhe will der Geist sich breiten / ein Spiegel, in dem ich die Welt erblickte /
Schopenhauer hilf
ECCE HOMO
wie man wird, was man ist / wieviel Wahrheit wagt ein Geist / Irrtum ist Feigheit / ich habe die Hand dafür,
Perspektiven umzustellen / dass man im Grunde gesund ist / die humanste Form des Widerspruchs / Gott ist eine
faustgrobe Antwort / die Entartung der Mehlspeise zum Briefbeschwerer / keinem Gedanken Glauben schenken, der
nicht im Freien geboren ist / ich verehrte Wagner als Ausland / ich weiss keinen Unterschied zwischen Tränen
und Musik zu machen
ABEND II
ALSO SPRACH ZARATHUSTRA
man darf vielleicht den ganzen Zarathustra unter die
Musik rechnen / in alle Abgründe trage ich noch mein segnendes Jasagen / wie müde bin
ich meines Guten und meines Bösen / Freiheit sich schaffen zu neuem Schaffen /
schwer zu beweisen ist alles Sein und schwer zum Reden zu bringen / es ist mehr
Vernunft in deinem Leibe als in deiner besten Weisheit / ich habe gehen gelernt: seitdem
lasse ich mich laufen / DEN Weg nämlich gibt es nicht...
ABEND III
ZUR GENEALOGIE DER MORAL - Vorrede
halb Kinderspiele, halb Gott im Herzen / unter welchen Bedingungen erfand sich der Mensch jene Werturteile gut
und böse? / oh, wie wir glücklich sind, wir Erkennenden / wohin doch? ins Nichts? / wozu man beinahe Kuh und
jedenfalls nicht moderner Mensch sein muß
JENSEITS VON GUT UND BÖSE
von den Vorurteilen der Philosophen / was in uns will eigentlich zur Wahrheit? / die Unwahrheit als Lebensbedingung
zugestehn / ich glaube nicht, dass ein Trieb zur Erkenntnis der Vater der Philosophie ist / man hatte geträumt / sich von der
Verführung der Worte losmachen / was Denken ist / ein Gedanke kommt, wenn er will und nicht, wenn ich will / Wollen
scheint mir vor allem etwas Kompliziertes / Glück und Tugend sind keine Argumente / die Philosophen der Zukunft /
bereit zu jedem Wagnis
ABEND IV
JENSEITS VON GUT UND BÖSE
DAS RELIGIÖSE WESEN - warum heute Atheismus? / die Frömmigkeit als die feinste und letzte Ausgeburt der Furcht
vor der Wahrheit / der Müßiggang mit gutem Gewissen / die auf sich stolze, dumm-stolze Arbeitsamkeit / sich
in die religiöse Interpretation des Daseins verbeissen / ein ewiges Kind / Religionen für Leidende / gleich vor Gott
ZUR NATURGESCHICHTE DER MORAL - das Reich zarter Wertgefühle und Wertunterschiede / die eigentlichen Probleme der Moral / der moralische Imperativ der Moral / die Vernunft ist nur ein Werkzeug / die lange Unfreiheit des Geistes / was wir im Traume erleben, gehört zum Gesamthaushalt unserer Seele
DIE FRÖHLICHE WISSENSCHAFT
die Griechen waren oberflächlich - aus Tiefe / Arbeit und Langeweile /
die Begierde nach Leiden / Not ist nötig / vom Klange der deutschen Sprache / den Helden ebenso wie den
Narren entdecken, der in unsrer Leidenschaft der Erkenntnis steckt / unter den
Bedingungen des Lebens könnte der Irrtum sein / im Horizont des Unendlichen / der tolle Mensch /
Gott ist tot! Wir haben ihn getötet ... /den Gedanken an das Leben hundertmal denkenswerter machen
als den Gedanken an den Tod / das Notwendige an den Dingen als das Schöne sehen / ich will irgendwann
einmal nur noch ein Ja-Sagender sein
HEIDEGGER
- "Unablässiges herzhaftes Denken"ABEND I
AUS DER ERFAHRUNG DES DENKENS - auf einen Stern zugehen, nur dieses / wie glückt das Denken / die Gedanken kommen zu uns / die Pracht des Schlichten / der Schmerz verschenkt seine Heilkraft dort, wo wir sie nicht vermuten / Segen sinnt
WAS IST DAS DIE PHILOSOPHIE? - die Frage selbst ist ein Weg / das strebende Suchen / wir müssen der Philosophie durch unser Denken entgegenkommen / Destruktion bedeutet nicht Zerstören, sondern Abbauen und Auf-die-Seite-stellen / das Verhältnis von Denken und Dichten erörtern
ABEND II
GELASSENHEIT - die Gedankenlosigkeit ist ein unheimlicher Gast / die Flucht vor dem Denken / das ruhige Wohnen des Menschen zwischen Erde und Himmel / wir brauchen beim Nachdenken keineswegs hochhinaus / die Umwälzungen, die kommen, kann niemand wissen / Offenheit für das Geheimnis / unablässiges herzhaftes Denken
HOLZWEGE - DIE ZEIT DES WELTBILDES
eine fünfte Erscheinung der Neuzeit ist die Entgötterung / alle Geisteswissenschaften müssen, gerade um streng zu bleiben, notwendig unexakt sein / das Verfahren der Wissenschaft wird durch ihre Ergebnisse eingekreist / aus dem abgenutzten Wort vorstellen die ursprüngliche Nennkraft herausspüren / im Seienden ein Fremdling bleiben
ABEND III
UNTERWEGS ZUR SPRACHE - DAS WESEN DER SPRACHE
daß der Mensch den eigentlichen Aufenthalt seines Daseins in der Sprache hat / unser Verhältnis zur Sprache ist beinahe sprachlos / die durchgängige Technifizierung aller Sprachen zum allein funktionierenden interplanetarischen Informationsinstrument / kein Ding ist, wo das Wort fehlt / auch ein Gott ein Ding / nichts ist klar, aber alles bedeutend / die Sprache ist das Haus des Seins / das hohe Walten des Wortes
ABEND IV
HÖLDERLIN UND DAS WESEN DER DICHTUNG
die Bezeugung des Menschseins / Redenkönnen und Hörenkönnen sind gleich ursprünglich / wir sind ein Gespräch / das Einfache muß der Verwirrung abgerungen werden / Freiheit ist höchste Notwendigkeit / die dürftige Zeit: im Nichtmehr der entflohenen Götter und im Nochnicht des Kommenden / Was bleibet aber, stiften die Dichter.
HÖLDERLIN
- "Seit ein Gespräch wir sind"ABEND I
LEBENSLAUF - alles prüfe der Mensch
BRIEFE - an Immanuel Nast, Louise Nast, die Schwester, die Mutter
das war ein trauriger Morgen / ich soll dir meine mystischen Briefe aufklären? / der Gedanke an die Ewigkeit ist des Menschen seligster Gedanke / ich bleibe unzertrennlich / Elternrat beruhigt immerhin / ich kann unmöglich weniger brauchen / meine Arbeit belohnt sich durch sich selbst / der Wunsch, was zu lernen, kann jeden andern Wunsch verschlingen / ich werde Ihre Liebe nie nach der Länge der Briefe messen / wie gelangt man zur wahren Zufriedenheit?
PREDIGT - über 2. Joh. 7-9
die gewisse Hoffnung der Unsterblichkeit / Reinigkeit und Einfalt / das Gesetz der Liebe
ABEND II
BRIEFE - an die Mutter, die Schwester, Neuffer, Schiller, Hegel
Beweise der Vernunft fürs Dasein Gottes / jeder sei, wie er wirklich ist / Bücher schreiben ohne Hunger / mit meinen kindischen Hoffnungen bin ich fertig / es sieht doch manchmal lumpig aus in der Menschen Herzen / die entlegensten Enden des Geisterlands / die verhüllten Gottheiten der Philosophie / ich lebe ganz ohne Zwang / man hat jetzt doch mehr Sinn für Schönes und Großes als je / warum muß ich so arm sein und so viel Interesse haben um den Reichtum eines Geistes? / schreib mir doch bald, lieber Hegel ich kann Deine Mitteilung unmöglich ganz entbehren
THEORETISCHE SCHRIFTEN
ZU JACOBIS BRIEFEN ÜBER DIE LEHRE DES SPINOZA
der Wille und der Verstand findet ohne einen Gegenstand nicht statt / die Vorstellung von Folge und Dauer ist bloße Erscheinung / das Mannigfaltige in dem Unendlichen / das größte Verdienst des Forschers ist, Dasein zu enthüllen
ÜBER DAS GESETZ DER FREIHEIT
der Naturzustand der Phantasie / der Anfang all unsrer Tugend geschieht vom Bösen / die Anarchie der Vorstellungen / die Ordnung der Wahrnehmungen
AN NEUFFER
es ist der Schmerzen wert, dies Leben
ABEND III
HYPERION
klage nicht, handle! / es ist ein köstlich Wohlgefühl in uns / was ist Verlust? / so verherrlicht waren wir von den Kräften der Erde und des Himmels / der Tod ist ein Bote des Lebens / wohnt doch die Stille im Lande der Seligen / die Harmonie der Geister wird Anfang einer neuen Weltgeschichte sein
ABEND IV
HYPERION
es ist eine bessere Zeit, die suchst du, eine schönere Welt
FRIEDENSFEIER
sie hören das Werk / des Göttlichen aber empfingen wir doch viel / dass, wenn die Stille kehrt, auch eine Sprache sei / bald sind wir aber Gesang / und vor der Türe des Hauses sitzt Mutter und Kind, und schauet den Frieden
(Änderungen und Ergänzungen möglich)
Grundgedanken zur Textauswahl
Grundsätzlich ist zu sagen, dass mich bei meiner philosophischen Entdeckungsreise die genannten Autoren schlicht angesprochen haben. Um es plakativ und gewagt zu formulieren: mich beschäftigt, wie diese vier Philosophen Gott suchen - ob sie ihn finden, wie sie ihn finden, wie sie ihn nicht finden... Insofern basiert meine Recherche auf religionsphilosophischen Grundgedanken und Fragestellungen. Die Philosophie allein, das Denken allein sind für mich nicht des Rätsels Lösung - deshalb ist mir auch der sinnliche Aspekt des Vorlesens und Zuhörens außerordentlich wichtig.
Man könnte auch sagen, dass ich mit den ausgewählten Texten eine Gedankenausstellung kuratiere - subjektiv und durchaus fragwürdig. Wobei ich keinen wissenschaftlich-akademisch abgesicherten Anspruch erheben darf, will und kann. Die Bilder werden in der Lese-Performance sozusagen gehängt, auf dass sie behört werden können - eine jede, ein jeder mag sie in das eigene Lebensbild einfügen. Auf jeden Fall soll kein Das-muss-ich-wissen-Krampf entstehen.
Mein zweiter Schwerpunkt liegt auf der Musikalität der Sprache - welche Gedanken klingen auch gut? Wann und wie wird ihr Denken zur Dichtung? Deshalb steht auch Hölderlin am Ende dieser Lesungsreihe: Hölderlin, einer der prägnantesten Gottsucher - der Philosoph, der Dichter werden mußte.
Mit PHILOSOPHIE PUR will ich die eigentlich überzeitliche Tradition des Hörens beleben, wie sie in allen Kulturen gepflegt
wurde und wird.
Sekundärliteraturliste:
- Berendt, Joachim-Ernst -
- Ich höre - also bin ich, Goldmann Verlag 1992
- Bertaux, Pierre -
- Friedrich Hölderlin, Suhrkamp 1978
- Brotbeck, Stefan -
- Dir gehört nur, was du geben kannst, Aphorismen, Pforte Verlag, Dornach 2004
- Butler, Judith -
- Hass spricht, Zur Politik des Performativen, Berlin Verlag1998
- Canetti, Elias -
- Das Gewissen der Worte, Essays, Fischer Verlag 1981
- Deleuze, Gilles -
- Nietzsche und die Philosophie, Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2002
- Friedell, Egon -
- Kulturgeschichte der Neuzeit, dtv 1993
- Golomb, Jacob (Hg.) -
- Nietzsche und die jüdische Kultur, WUV Universitätsverlag, Wien 1998
- Häussermann, Ulrich -
- Friedensfeier, Eine Einführung in Hölderlins Christushymnen, Verlag C.H. Beck München 1959
- Hüther, Gerald -
- Die Evolution der Liebe, Was Darwin bereits ahnte und die Darwinisten nicht wahrhaben wollen, Sammlung Vandenhoeck 1999
- Liessmann, Konrad Paul -
- Über Nutzen und Nachteil des Vorlesens - eine Vorlesung über die Vorlesung, Picus Verlag Wien, 1994
- Menzer, Rose -
- Wort und Mensch, Vom heilenden Umgang mit Laut und Sprache, Augsburg 1996
- Neues Testament -
- Münchener Neues Testament, Studienübersetzung, Patmos Verlag 1988
- Platon -
- Meisterdialoge, Artemis Verlag 1958
- Safranski, Rüdiger -
- Ein Meister aus Deutschland, Heidegger und seine Zeit, Fischer Verlag 2001
- Safranski, Rüdiger -
- Nietzsche, Biographie seines Denkens. Fischer Verlag 2002
- Sedmak, Clemens -
- Kleine Verteidigung der Philosophie, Verlag C.H. Beck 2003
- Slok, Johannes -
- Christentum mit Leidenschaft, Ein Weg-Weiser zur Gedankenwelt Sören Kierkegaards, Kaiser Verlag 1990
- Sloterdijk, Peter -
- Sphären I, Blasen, Suhrkamp 1998
- Weidelener, Herman -
- Lebensdeutungen aus der Weisheit der Sprache, Augsburg 1999
- Weidelener, Herman -
- Das Wort in Mythos und Wirklichkeit, Augsburg 2002
- Weidelener, Herman -
- Im Urbeginne ist das Wort, Augsburg 1975